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Zwischen Realität und Fiktion: E.T.A. Hoffmanns „Nußknacker und Mausekönig“ verfilmt!

In der vorletzten Januarwoche dieses Jahres befassten sich die Deutschkurse der Q2 von Herrn Görlich und Frau Uecker mit dem Roman „Nußknacker und Mausekönig“ von E.T.A. Hoffmann. Die Kurse produzierten in Kooperation mit dem Offenen Kanal Offenbach eine eigene Aufarbeitung des Werkes in Form eines Trickfilms, der auf dem Kanal ausgestrahlt wurde.

Das Ziel dieses Projektes?

Eine Überführung des – etwas verstaubten – Klassikers in ein anderes, neueres aber auch bildlicheres Medium, was eine gewisse Modernisierung mit sich zog. Hierbei erhofften wir uns auch durch die intensive Auseinandersetzung, die für die erfolgreiche Umsetzung unbedingt erforderlich war, ein tieferes Verständnis von sowohl dem Werk selbst, aber auch von dem Medium des Films. Um das durchaus ambitionierte Ziel einer ganzen Verfilmung etwas erreichbarer zu machen, wurden wir in Kleingruppen  aufgeteilt und uns Szenen des Romans zugeteilt. Diese sollten wir verfilmen, wofür uns der Offene Kanal eine kurze Einleitung in die Kunst des Legefilms mit auf den Weg gab.

Doch das Übrige unserer Arbeitsweise wurde uns freigestellt; uns wurden nur zwei Wochen Vorbereitungszeit, die Materialien und drei Projekttage für das tatsächliche Filmen zur Verfügung gestellt, der Rest lag an uns.

Wie haben wir uns dann organisiert?

Die Methoden waren vielfältig und in jeder Gruppe anders: Manche entschieden sich dazu, alles in der großen Gruppe zu bearbeiten, während andere sich in Arbeitsgruppen teilten; manche planten den Prozess sorgfältig aus, während andere sich einfach reinstürzten und zu arbeiten begonnen. Jede dieser Methoden hatte ihre Vor- und Nachteile und lieferten alle gute Ergebnisse. Das sorgfältige Planen erzeugte eine organisiertere Arbeitsweise, während sie einen erheblichen Zeitdruck durch die dem Planen verlorene Zeit erzeugte. Unsere Gruppe hatte sich für eine arbeitsteilige Vorgehensweise entschieden, was Kommunikationsprobleme zwischen den Untergruppen mit sich zog, die erst an dem Filmtag durch schnelles Arbeiten gelöst werden konnten.

Außerdem ergaben sich während dem Prozess des Drehens Situationen und Herausforderungen, auf die wir nicht vorbereitet waren, wie zum Beispiel die Auswirkungen verschiedener Lichtverhältnisse auf die einzelnen Bilder. Hier war etwas Kreativität und Improvisation gefragt, aber selbst diese Hindernisse konnten letztendlich überwunden werden. Der Name „Filmtag“ war möglicherweise etwas irreführend: An diesen Tagen wurde nicht nur gefilmt, sondern auch der Ton aufgenommen und mit dem Video zusammengeschnitten. In diesen Aufgaben erhielten wir aber erneut zusätzliche Unterstützung durch den Offenen Kanal, der uns die Expertise einer professionellen Schauspielerin und eines im Schnitt erfahrenen Mitarbeiters zur Verfügung stellte. Trotz den Schwierigkeiten, und zum Teil auch wegen diesen Schwierigkeiten, war das Projekt eine Bereicherung für alle. Es hat uns einen Einblick in die Produktionsschritte eines echten Films gegeben, wie diese aufgebaut und was ihre einzigartigen Probleme sind. Manche dieser lassen sich auch vom Legefilm auf traditionellere Filmvarianten übertragen: Der Schnitt und vor allem die Schritte die von einem Stoff zu einem für Film brauchbaren Text führen sind in allen Filmmedien ähnlich.

Ich persönlich habe durch diesen Prozess des Überführens gelernt, wie man innerhalb der Limitationen, die durch den Legefilm entstehen, trotzdem einen ansprechenden Text verfassen kann. Durch unsere begrenzte Zeit wurde nicht nur die Länge der Zeit, die wir für den Text aufbringen konnten, und die Länge des Texts selbst begrenzt, sondern auch die Figuren, die sprechen konnten:

Die Anzahl an Personen, die zum Einsprechen bereit waren, war begrenzt und somit auch die Anzahl der möglichen Figuren, die sprechen konnten. Auch konnten die Szenen nicht an zu vielen Orten spielen, da wir nicht die Zeit zum Anfertigen der vielen Hintergründe hatten. Nichtsdestotrotz konnten wir durch kreative Textverwendung und Bildsprache ein interessantes und gelungenes Endprodukt erzeugen. Auch habe ich durch die intensive Auseinandersetzung mit dem Werk ein tieferes Verständnis für den Stoff erhalten und konnte meine persönliche Textauslegung raffinieren.

Timothy Dock, Q2 (Hr. Görlich)