Indienaustausch 2017

#Essen:
In Indien hat vor allem eines einen hohen Stellenwert. Das Essen. Im Vergleich mit Deutschland legt man hier viel eher die Priorität auf den Genuss des Essens. Das Gefühl von Hunger hat niemand von uns während des Austausches erlebt. Allein von der Familie aus wurden wir ausreichend versorgt und wo wir auch hingegangen sind, sind die Menschen hier darauf bedacht gewesen, uns Gästen das Essen schmecken zu lassen.
Jedoch unterscheiden sich die unsrigen von den indischen Essgewohnheiten in einigen Dingen. Beispielsweise nimmt man hier mindestens zweimal am Tag eine warme Mahlzeit, meist morgens und abends, zu sich. Häufig handelt es sich dabei um verschiedenen Variationen von Currygerichten, bei welchen man verschiedene Soßen in kleine Schüsseln füllt, in die man wiederum eine Art Fladenbrot eintaucht. Gegessen wird zumeist mit den Händen. Oftmals sind diese Soßen aufgrund ihrer außergewöhnlichen Schärfe ein wenig gewöhnungsbedürftig aber trotzdem sehr lecker.
Da der Hinduismus, in dem die Kuh als heilig gilt, in Indien sehr stark vertreten ist, verzichtet man für gewöhnlich auf den Verzehr von Kühen und legt viel Wert auf Hähnchen und vegetarische Angebote. Selbst bei McDonald’s ist das Angebot an Vegetarischen Menüs höher als bei uns in Deutschland.
Auch auf den Straßen werden an allen Ecken Kleinigkeiten, Snacks, sowie Obst und Hülsenfrüchte angeboten.
Ebenfalls typisch für Indien sind Süßigkeiten. Diese sind sehr einzigartig und teilweise auch ungewöhnlich, doch ebenfalls sehr lecker.
-Vera Koschinski, Q1

#Dillihaat:

Indien ist bekannt für die vielen bunten Märkte. Pashminatücher, Schmuck, Holzschnitzereien, Trommeln, traditionelle Kleidung, Teppiche… Alles kann man hier finden. Dillihaat wurde 1994 eröffnet und seitdem verkaufen Künstler und Handwerker an 62 Ständen ihre Ware. Alle 15 Tage wechseln die Aussteller, sodass immer ein neues Angebot an Waren besteht. Wichtig beim Einkaufen ist das verhandeln von Preisen. Teilweise konnten sogar Rabatte von bis zu 50 Prozent verhandelt werden.
-Hannah Horschke, Q3

 

#JimCorbett
Am ersten Wochenende mussten manche von uns am Samstagmorgen schon um 4:30 Uhr aufstehen um mit dem Auto bis in die Ausläufer des Himalaja in den Nationalpark Jim Corbett zu fahren. Jim Corbett war während der Zeit der britischen Kolonialisierung Indiens ein erfolgreicher Tigerjäger welcher nach etlichen Tötungen einen Sinneswandel hatte und aus seinem Jagdrevier einen Nationalpark zum Schutz von Tigern erschuf. Nach etwa acht Stunden durchgehender Fahrt auf staubigen Straßen, welche uns Deutschen zeigten wofür die Federung des Autos eigentlich gebraucht wird, kamen wir gegen Mittag an einem komfortablen Resort, umgeben von wunderschöner Natur, an. Sofort nahmen wir den Pool in Beschlag, woraufhin eine Wasserschlacht ausbrach, nach der man sich erstmal sonnentrocknen wollte. Nach einem leckeren indischen Mittagsbuffet wanderten wir, einem Angestellten des Hotels folgend, durch den Dschungel zu einem ländlichen Dorf. Die Wanderung bot atemberaubende Ausblicke und wunderschöne Natur zum Preis von anstrengendem Klettern bergauf und bergab auf Trampelpfaden. Im Dorf angekommen wurden wir von den Einwohnern wärmstens mit den traditionellen Ringelblumenketten und Tikka aus roter Farbe und Reis auf die Stirn begrüßt. Am nächsten Tag mussten wir erneut früh auf den Beinen sein um auf eine Safari im Jeep zu gehen. Dabei bekamen wir einiges an Dschungel, Flussbetten und Felsen sowie verschiedene Arten von Vögeln und Rehen zu sehen. Da der Jim-Corbett-Nationalpark jedoch der am wenigsten mit Tigern bevölkerte Park seiner Art ist, konnten wir leider keine dieser majestätischen Raubtiere entdecken. Anschließend ging es bald wieder nach Hause, sodass wir spät abends wieder in Neu-Delhi ankamen.
-Charlotte Feldmann, Q3

#Hochzeit:
Einige von uns hatten die Möglichkeit eine indische Hochzeit oder Verlobungsfeier in all ihren Facetten zu erleben. Auf der Hochzeit die ich besuchen durfte, wurde mit über 500 Leuten an insgesamt drei Tagen fast ununterbrochen gefeiert und Rituale durchgeführt. So musste der Bräutigam beispielsweise – da es sich um eine Hochzeit von Sikhs handelte – auf einem Pferd reiten und die ganze Hochzeit über eine Art Dolch tragen.
Während das Brautpaar in Deutschland normalerweise klar im Zentrum der Hochzeit steht, habe ich dieses dort jedoch nur selten zu Gesicht bekommen. Viel zentraler, so schien es mir, waren das Tanzen, die Musik und das viele Essen! Auf jeden Fall war es ein unvergessliches Erlebnis und eine weitere Möglichkeit indische Gastfreundschaft hautnah zu erleben. Wunderschön war natürlich auch die traditionelle Kleidung inklusive Saris und Tikka-Kopfschmuck.
-Isabella Karcher, Q3

 

#Kulturschock
Armut ist oft eine Problematik, welche mit Indien in einem Atemzug genannt wird, weshalb wir alle dachten, wir seien auf das Elend, in dem die Menschen leben, vorbereitet. Dies war ein Irrtum, denn wenn man das erste Mal die berüchtigten indischen Slums sieht oder bettelnde Kinder an die Fensterscheibe des Autos klopfen, ist das etwas, worauf niemand sich vorbereiten kann. Gewöhnungsbedürftig ist in diesem Zusammenhang auch, dass die Inder über diese Zustände hinwegsehen können, sodass man das Gefühl hat, sie würden es nicht bemerken, geschweige denn ein schlechtes Gewissen haben, weil sie inmitten der Armut teilweise verschwenderisch mit Wasser und Lebensmitteln umgehen. Etwas, das uns ebenfalls aufgefallen ist, während die Inder es überhaupt nicht wahrzunehmen scheinen, ist die mangelnde Hygiene in der Öffentlichkeit und teilweise auch zu Hause. Man geht nur auf öffentliche Toiletten, wenn es nicht anders geht und Schilder wie „hier nicht spucken“ oder „hier nicht urinieren“ sind keine Seltenheit. Zudem liegen überall in der Stadt und der Natur Müllberge herum, von denen sich die zahlreichen Tiere ernähren, die sich auf den Straßen herumtreiben. Besonders überraschend war, dass wir überall, aber vor allem bei den berühmten Sehenswürdigkeiten, angestarrt, fotografiert und gefilmt wurden, meistens ohne dass wir vorher gefragt wurden. Zudem war dort die ständige Trennung in Mann und Frau für die Sicherheitschecks und in InderInnen und AusländerInnen für die Preise, wobei Touristen immer mehr bezahlen mussten, auffällig. Weiterhin ist es so gut wie unmöglich in der Öffentlichkeit in der Stadt einen ruhigen Ort zu finden, da überall der Verkehr, Händler, Tiere oder einfach laut sprechende Menschen einen ununterbrochenen Lärmpegel erzeugen, auf den sich Deutsche nur schwer vorbereiten können. An unseren Austauschpartnern fiel vor auf wie unselbstständig man als Jugendliche(r) in Delhi ist, da man sich fast nur mit dem Auto und ganz selten mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortbewegt, zu deren Stationen man wiederum ebenfalls mit dem Auto fährt. Außerdem hatten unsere Gastfamilien ausnahmslos Hausangestellte, welche alle Hausarbeit in Handarbeit erledigten. Handarbeit schien uns sehr verbreitet zu sein, da ebenfalls schwere Arbeiten, beispielsweise auf Baustellen, ohne Maschinen erledigt werden. Während der Arbeit wird von den Frauen dabei oft ein Sari getragen, was extrem unpraktisch ist und die Arbeit eigentlich nur erschweren müsste.
Alles in allem haben die deutsche und die indische Kultur mindestens so viele Unterschiede wie Gemeinsamkeiten, wobei einem natürlich vor allem die Unterschiede auffallen. Die indische Kultur ist trotz den oben genannten Aspekten eine, die es sich kennenzulernen lohnt und, die viele interessante Facetten bietet, welche man kaum irgendwo anders auf der Welt erleben kann.
-Charlotte Feldmann, Q3

#Gastfreundlichkeit:
Trotz der großen Überraschungen und des Kulturschocks, der uns in Indien erwartete, fühlten wir uns im Land wie zuhause. Grund dafür ist die weit außerhalb des Landes hinaus bekannte Gastfreundlichkeit.
Von unseren Gastfamilien wurde uns das Gefühl übermittelt, selbst ein Kind der Familie zu sein. Auf all unsere Bedürfnisse und Wünsche wurde seit Tag 1 mit viel Aufmerksamkeit eingegangen und am Ende wurde jeder von uns reichlich beschenkt.
In der Schule erwartete uns ein warmherziger Empfang mit Liedern und Tänzen, die die Kinder mit ihren Lehrern lange geübt haben. Wir erhielten Blumenketten und jeweils einen Punkt auf die Stirn – ein uraltes Symbol der Gastfreundschaft.
-Nick Tatarco und Sarya Atac, Q1