Trialog – ein multiperspektivisches Gespräch zum Nahost-Konflikt

Seit Monaten tourt das Projekt ‚Trialog’ mit Shai Hoffmann und neuerdings Nadine Migesel durch deutsche Schulen. Am 09.02.2024 kamen sie endlich zu uns – ein spannendes Gespräch zwischen SchülerInnen der Q2 und Q4.

Nadine Migesel

  • palästinensisch-arabischer Hintergrund mit Lebenserfahrung in Haifa und Tel Aviv
  • Instagram-Aktivistin für den Frieden, neben Karaosman und Bublevskaya Gründerin der Gruppe „Palestinians and Jews for Peace“ mit Ausgangspunkt in Köln
  • organisierte seit Oktober 2023 Demonstrationen zum Thema

Shai Hoffmann

  • deutsch-jüdischer Hintergrund mit israelischen Wurzeln
  • engagiert sich in diversen Projekten zivilgesellschaftlich
  • Sein neuestes Projekt: die Trialoge der Gesellschaft im Wandel gUG – multiperspektivische Gespräche über den Nahostkonflikt zur Einordnung, Blickerweiterung, Horizonterweiterun

 

Man muss mutig sein, um sich diesem Trialog zum Nahost-Konflikt zu stellen. Dass es möglich ist, diesen Mut aufzubringen, bewiesen am 09.02. alle Beteiligten: Shai Hoffmann, mit seinem deutsch-jüdischen Hintergrund mit israelischen Wurzeln, der sich in verschiedenen Projekten für Aufklärung und Austausch engagiert. Nadine Migesel, die Tochter eines palästinensischen Israelis mit arabischen Wurzeln, die selbst in Haifa und Tel Aviv gelebt hat und sich aktiv für den Frieden und die Kommunikation zwischen Betroffenen des Konflikts einsetzt. Und natürlich und allen voran: die SchülerInnen der Jahrgangsstufen Q4, Q2 und 8/9, die sich durch ihr Interesse und ihre ehrlichen, mutigen und reflektierten Äußerungen auf das Gespräch einließen.

Shai und Nadine sorgten für jenen ‚Braver Space‘ – den geschützten Rahmen, in dem es durch aktiven Austausch auch zu Dissens und Auseinandersetzung kommen kann, in dem aber Bedingungen herrschen, die Abwertung und Diskriminierung ausschließen. Das funktionierte so gut, dass die beiden sogar ihre angesetzten 90 Minuten überzogen und so den rund 50 SchülerInnen den Raum boten, alles zu sagen, was sie bewegt.

Es war ein Gespräch auf Augenhöhe, das eindrücklich zeigte: Krisen, vor allem, wenn man persönlich betroffen ist, lösen Gefühle aus. Das ist gut und in Ordnung so. Und doch sollten diese Gefühle nicht in Ressentiments umschlagen. Die Menschlichkeit muss im Vordergrund stehen – nicht die unmögliche Suche nach der Lösung des Konflikts. Man muss sie aushalten, die Pluralität der Wahrheiten aus postkolonialen, postmigrantischen und postnationalsozialilstischen Sichtweisen. Mensch bleiben. Und im Dialog Toleranz zeigen. Nie war das Aushalten der Gleichzeitigkeit von unterschiedlichen Realitäten schwerer – es gibt eben nicht die EINE, richtige Sichtweise. Es gibt viele. Diese Erkenntnis ist der Weg, der den Konflikt für uns löst. Das scheint unmöglich? Nein.

Shai und Nadine zeigen mit ihrem persönlichen Beispiel, dass man trotz krisenbehafteter, unterschiedlicher Herkunft im Dialog bleiben, sich respektieren und bereichern kann, sich den jeweils gegenseitigen Standpunkt nicht nehmen muss, auch, wenn man unterschiedlicher Ansicht ist. Und: Wie man sich dennoch zutiefst schätzt.

Es ist ein Fortbewegen auf sehr dünnem Eis, das alle Teinehmenden am Trialog an diesem Tag wagten – und doch brach niemand ein. Danke, Shai und Nadine, für euer wundervolles, unermüdliches Engagement!! Ihr wart eine Bereicherung!!