Ein halbes Jahrtausend oder Jubiläum kommt von jubilieren
Fünfhundert Jahre sind ein halbes Jahrtausend, 6000 Monate, 26000 Wochen. Diese Zahlen überwältigen mich, ihre Überlegenheit verlangt eine angemessene Reaktion. Trotzdem: Auch wenn ich staune, bleibe ich ratlos. Was bedeutet das 500-jährige Jubiläum des Goethe-Gymnasiums in meinem Leben als Schülerin, die diese Schule nun acht Jahre lang besucht? Kurz: Was hat das eigentlich mit mir zu tun?
Diese schier unfassbare Anzahl an Jahren lässt sich nicht greifen. Diese Schule hat so vieles erlebt, viele Veränderungen gesehen, zum Beispiel, wen oder wie man unterrichtet. Auch kann ich mir das Schulleben vor fünfhundert Jahren nicht vorstellen. Ich kann mich auch nicht in einen Schüler hineinversetzen, der im Jahre 1520 die Lateinschule in Frankfurt zum ersten Mal betrat und die darauffolgenden Jahre Latein paukte. Gleichzeitig weiß ich, dass dieser Schüler niemals dachte, dass im Jahre 2020 eine Schülerin über das 500jährige Bestehen seiner Schule für den gleichnamigen Blog schreiben würde. Es freut mich und ich staune, dass der Wunsch nach Bildung eines bestimmten Milieus, der Frankfurter Stadträte, mit dem Goethe-Gymnasium bis heute bestehen bleibt. Was uns also aus dem Jahre 1520 bleibt ist der Bildungsauftrag, ist der Wunsch jungen Männern (und sehr viel später auch junge Frauen) die Chance auf Wissen, Erkenntnis und gemeinsames Lernen zu geben. Aufgrund dessen komme ich zu dem Schluss, dass selbst in meinem Unvermögen, mir eine Zeitspanne von 500 Jahren vorzustellen, ein Jubiläum so wie jedes andere, die Möglichkeit bietet, zurückzublicken und zu reflektieren, die jetzige Situation einzuschätzen sowie Schlüsse für die Zukunft zu ziehen. Somit bietet sich der Anlass, uns vor Augen zu führen, welche Tradition unsere Schule aufgebaut hat, wie viele Veränderungen sich vollzogen haben, in Bezug auf was, wie und wer unterrichtet wird. Gleichzeitig stellen wir dadurch fest, wie das heutige Schulleben im Jahre 2020 aussieht.
Dabei stellen sich die Fragen: Welche Veränderungen will ich noch sehen? Und wie kann ich meinen Beitrag dazu leisten, sei es in der SV oder unabhängig davon? Darüber hinaus halte ich es für wichtig, dass die Herausforderung ein Gespür und ein Verständnis unserer Schule zu erfahren, angenommen werden sollte. Ich fühle mich ein wenig so, als würde ich mich vor dieser Aufgabe ducken, zu verstehen, was es bedeutet, vor mehreren hundert Jahren in unsere Schule gegangen zu sein, um zuerkennen, dass wir mit jedem Jahr eine Tradition weiterführen. Somit werde ich dem Jubiläum mehr abgewinnen, wenn ich mit der historischen Auseinandersetzung des Goethe-Gymnasiums das Besondere und Einmalige dieses Jubiläums entdecke. Es ist faszinierend, dass unsere Schule bestehen bleibt und sie trotz vieler grundlegender Verwandlungen ein Ort ist, der uns mit vielen anderen Leuten verbindet, die ein ganz anderes Schulerlebnis als wir erfuhren. Letztlich geht es im Grunde auch darum, die Schulgemeinschaft zu stärken und sich unserer individualistischen Gesellschaft zum Trotz als Teil eines Ganzen zu sehen. Außerdem steht im Duden: „Jubiläum: festlich begangener Jahrestag eines bestimmten Ereignisses, abgeleitet vom Lateinischen, denn iubilaeum ist die Jubelzeit und iubilare bedeutet jubilieren.“ Deshalb: Wir sollten unsere Schule feiern, für das, was sie uns bietet und was wir ihr geben können.
von Lena Schumacher