Grumbach am Goethe

IM GESPRÄCH MIT DEM LANDTAGSABGEORDNETEN GERNOT GRUMBACH

Am 24.01.2018 interviewten Schüler*innen der Q1 des Goethe-Gymnasiums den SPD-Landtagsabgeordneten Gernot Grumbach. Auf der Agenda standen Fragen zu seinem persönlichen Werdegang, seinem Alltag als Politiker, seinen Erfahrungen im Umgang mit Medien sowie zu seiner Haltung hinsichtlich einer erneuten Großen Koalition.
In Vorbereitung auf das Interview hatten wir uns zuvor mit dem Lebenslauf des Politikers beschäftigt. Dabei war uns aufgefallen, dass er bereits in einem relativ frühen Alter angefangen hatte, sich in der Politik zu engagieren. Dementsprechend lautete unsere erste Frage: „Woher kommt Ihr Interesse an Politik?“ Herr Grumbach antwortete, dass man sich zu seiner Zeit gefragt habe, was die eigenen Eltern 1933, als die Nationalsozialisten an die Macht kamen, eigentlich gemacht hätten. In der Familie Grumbach sprach man damals wenig über Politik. Dementsprechend wollten die Eltern auch, dass sich ihr Sohn aus der Politik herausraushalte. Ferner engagierte sich Herr Grumbach in der Schülervertretung seiner Schule. Als Schulsprecher des Goethe-Gymnasiums hat er an der Entwicklung des heutigen Kurssystems mitgearbeitet. Ein weiterer Grund, warum er sich schon in jungen Jahren in der Politik engagierte, ist, dass damals über die Hälfte der Mitglieder der SPD unter 35 waren.
Gefragt, wie der Alltag als Landtagsabgeordneter aussähe, antwortete er spontan „gemischt“ und „unkalkulierbar“. Der Landtag tagt dreimal im Monat. Darüber hinaus finden Fraktions- und Ausschusssitzungen statt, an denen er teilnehmen muss. Außerdem muss er neben dem Beantworten von etwa 100 Emails täglich viele Veranstaltungen, v.a. abends, besuchen. Auch muss er als Stellvertreter der Hessischen SPD die Landtagswahlen vorbereiten. Er leitet dazu eine Gruppe.
Als nächstes wurde gefragt, wie es sein könne, dass er Mitglied des Rechtspolitischen Ausschusses im Landtag sei, ohne Jura studiert zu haben. Daraufhin antwortete Herr Grumbach, dass er im Ausschuss dabei wäre, weil er eben nichts Juristisches gemacht hätte, damit andere Perspektiven von anderen „Welten“ und „Realitäten“ zum Ausdruck kommen. Des Weiteren erklärte er auch, dass im Rechtspolitischen Ausschuss insgesamt zwei Personen dabei sind, die kein Jura studiert haben.
Im zweiten Themenblock befragten die Schüler*innen Herrn Grumbach zu seinem Verhältnis zu den Medien. Herr Grumbach vertrat die Ansicht, dass die sozialen Netzwerke wenig beziehungsweise kaum jemanden richtig politisch bewegen würden. Ganz im Gegenteil, soziale Netzwerke wie Facebook würden nur Informationen über die Nutzer*innen an Andere weiter verkaufen. Ein weiterer Grund, warum Herr Grumbach soziale Medien für seine politische Arbeit nicht nutzt, ist, dass er lieber persönlich mit Menschen spricht, was auch wirksamer sei. Außerdem habe er persönlich zu wenig Zeit, um einen sozialen Netzwerk-Account zu betreiben. Daher würde er nur eine Internetseite nutzen.
Auf die Frage, ob er sich von den Medien kontrolliert fühle, antwortete er ohne zu zögern mit „Ja“.
Weiter interessierte uns, ob man als Politiker sicherstellen könne, dass die Medien nur das berichten, was man auch gesagt hätte. Herr Grumbach erwiderte, dass man davon nicht ausgehen könne, da die subjektive Wahrnehmung eines Jeden dazu führt, dass der Andere manchmal etwas anderes versteht als eigentlich gemeint war. Ebenfalls seien Journalisten nicht frei von eigener Meinung. Insgesamt wären die Medien einfach ein „schwieriger Partner“. Und im Extremfall könne man eine Gegendarstellung fordern oder dem Chefredakteur einen Brief schreiben. Ansonsten sollte man Kleinigkeiten einfach ignorieren. Generell, und dies betont er öfters im Interview, sollte man als Politiker „erst denken bevor man redet“.
Zu der Frage, ob die klassischen Medien die AfD mit groß gemacht hätten, äußerte sich Grumbach eher zustimmend. Viele Journalisten hätten ihre Abneigung gegenüber der AfD in ihrer Berichterstattung sehr deutlich geäußert und damit die AfD in ihrer „Opferrolle“ bestärkt. Zudem sei es wichtig zwischen den AfD-Wählern und den AfD-Politikern zu unterscheiden. Viele AfD-Wähler fühlten sich von den großen Parteien nicht mehr vertreten. Strategie der AFD-Politiker sei es, Leute zu provozieren und dann nach dem Erhaschen medialer Aufmerksamkeit die Aussagen wieder zurückzuziehen.
Der dritte und damit letzte Themenblock beschäftigte sich mit den Aussichten auf eine erneute Große Koalition. Leider reichte hier die Zeit nicht mehr aus, weswegen dieses Thema im Interview zu kurz kam. Wir konnten nur erfahren, dass Herr Grumbach auf dem Bundesparteitag der SPD gegen eine erneute Koalition der SPD mit der CDU gestimmt hatte und er der Meinung ist, dass die SPD stärker Fragen der Zukunft bearbeiten müsse, da die Gesellschaft sich verändere.

TEHREEM KHAN Q2